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"Während noch an der dem Stadtturm zu gelegenen Seite des Wehrganges der
Stadtkommandant mit dem Offizier kämpfte, griff der Ratsherr Martin Strzoda,
der die gefährliche Situation auf dieser Stelle der Stadtmauer erkannt hatte,
die eingedrungenen Gegner von der anderen Seite des Wehrganges an. Bei der
Enge des Umlaufs war er im Vorteil, da immer nur ein einziger Gegner sich
gegen ihn wenden konnte. Mit seinem breiten Ritterschwert schlug er dem
ersten Landsknecht die Hellebarde aus der Hand, und beim zweiten Hieb sank,
zu Tode getroffen, hin. Dem nachfolgenden erging es nicht anders. Ehe er nur
die Hellebarde erhoben hatte, bohrte sich das Schwert des Ratsherrn in seine
Brust, so daß er mit ersterbenden Röcheln seinen hinter ihm stehenden
Kameraden in die Arme fiel. Diese ließen es auf einen weiteren Kampf erst
gar nicht ankommen. Graues Entsetzen war in ihren Augen zu lesen. Sie warfen
ihre Hellebarden fort und baten flehentlich um ihr Leben. Sowohl der Kampf
des Stadtkommandanten als der des Ratsherrn mit den Landsknechten hatte
sich vor den Augen des feindlichen Heeres abgespielt. Auch die Gleiwitzer
Bürger waren mit größter Sorge den Kämpfen gefolgt. Für einen Augenblick
ruhte der wilde Kampfeslärm. Alles schaute gebannt zu den Männern auf,
die im Wehrgang einen Kampf auf Leben und Tod ausfochten. Die Mansfelder
glaubten fest an den Sieg des jungen Lieutenants, der als Fechter im
ganzen Heere einen glänzenden Namen hatte."


"Mit ganz anderen Gefühlen schauten die Belagerten diesem Kampfe zu.
Von seinem Ausgang hing vieles, nein, beinahe alles für sie ab. Siegte
der Lieutenant mit seiner Rotte, so war nicht nur das Tor auf das äußerste
gefährdet, die noch größere Gefahr lag in der moralischen Wirkung, die eine
solche Niederlageauslösen würde. Als nun fast zu gleicher Zeit der Lieutenant
sowie seine Landsknechte die Waffen streckten mußten, brauste heller Jubel
die Mauernentlang. Neuer Mut zog in die Herzen der Verteidiger; fester
umkrampften ihre Fäuste die Waffen, und noch inniger wurde das Gelöbnis,
die Stadt bis zumlezten Blutstropfen zu verteidigen. Bei den Mansfeldern
löste das Ergebnis dieser Einzelkämpfe gleichzeitig Beschämung und Wut aus.
Diese armseligen Bürger wagten es, alten in Waffen ergrauten Landsknechten,
die auf allen Kriegsschauplätzen Europas Siege errungen hatten, einen solchen
Widerstand zu leisten? Aufs neue erdröhnten die Landsknechrstrommeln, wilder
und heißer noch als zuvor setzte der Sturm von neuem ein. Und sicher wäre
den Mansfeldern bei ihrer Übermacht ein Erfolg nicht versagt geblieben,
wenn den Verteidigern nicht durch die einbrechende Dunkelheit ein mächtiger
Bundgenosse erstanden wäre. Gegen acht Uhr abends beendete der
Mansfelder den für ihn aussichtslosen Kampf. Der Abbruch desselben
wurde von den Belagerten mit Freuden begrüßt. Er gab ihnem aber keine
Veranlassung, nun der wohlverdienten Ruhe zu pflegen. DerStadtkommandant
wußte, daß der Angriff am nächsten Tage mit erneuter Wucht einsetzen würde."



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